Fussball
07.06.2024 – 12.07.2024
Galerie Hübner & Hübner
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Friederike Jokisch – Platz, 2008, Pastell auf Papier, 68 x 98 cm
Fußball, 2008, 70 x 100 cm, Pastell auf Papier
Das Tor steht aufrecht, doch das Netz fehlt und große Teile des zum Fußballspiel genutzten Feldes stehen unter Wasser. Es sind keine Spielenden zu erkennen. Es scheint Ruhe eingekehrt. Eigentlich könnte es eine idyllische Szene sein, denn im Wasser spiegeln sich Himmel und Bäume, das Blau des Wassers geht sanft in das Grün des Rasens über. Wäre da nicht die Erde, die unter dem grünen Rasen aufreißt. Können wir unseren Augen trauen? Sehen wir vor uns einen realen Park oder mischt sich das Bild mit einem Traum?
Was macht man, wenn man jemandem zum Training bringt und dann etwas Zeit hat? Friederike Jokisch wusste schon immer, diese Ruhepausen zu nutzen: Sie hält dann die Natur fest. Das macht sie nicht wie so häufig üblich per Fotoapparat, sondern zeichnend. Dies tut sie gerne und regelmäßig, so auch als Mitglied der 2005 gegründeten „Wandergruppe Leipzig“. Mit anderen Gruppenmitgliedern durchwanderte sie die Landschaft, unterbrochen von vielen Pausen, die mit dem Skizzieren der Umgebung angefüllt waren. Diese Notizen nimmt sie mit ins Atelier und fügt sie zu sehr eigenen Bildern zusammen.
Ihr Lehrer Neo Rauch, bei der sie zur Zeit der Entstehung unseres Bildes Meisterschülerin war, beschreibt diese Herangehensweise sehr treffend: „Friederike Jokisch durchlebt Landschaft sehr intensiv; sie ist Wanderin und nimmt vor Ort Notizen auf, die sie im Atelier zu komplexen Arrangements verdichtet. Sie kommt dabei nur selten in die Versuchung, sich des gängigen Hilfsmittels Fotografie oder der Zufuhr von sonstigem Fremdmaterial zu bedienen, sondern sie erschafft auf ihren Leinwänden mit weltschöpferischer Rigorosität Orte, in die sie ihre Naturerfahrung hineinwirkt“
Hier befinden wir uns allerdings nicht in der zivilisationsfernen, unberührten Natur, sondern in einer noch städtischen Landschaft, der man die ordnende Hand des Menschen ansieht, eine trotz aller Pflanzen und Bäumen künstliche Landschaft. Doch in dieses Geordnete schleichen sich Elemente hinein, die verunsichern, wie Risse und Strömungen, von denen man nicht weiß, wie sie entstanden sind, und Schatten, von denen man nicht weiß, ob sie wirklich Schatten sind. Die Farbklänge auf diesem Bild sind sehr verhalten und fern aller Lieblichkeit, die man bei Pastell vielleicht erwarten könnte. Die Formen sind so reduziert, dass sie fast ihre Gegenständlichkeit infrage stellen. Mit diesen Mitteln erzeugt Friederike Jokisch emotionale Assoziationen. Sie schafft ein Gleichgewicht in Farbe und Form, das von Rhythmisierungen und Spiegelungen bestimmt ist. Sie beschreibt gerade so viel, dass man neugierig wird und anfängt, in dem Bild zu wandern. Hier deutet alles darauf hin, dass etwas passiert oder passieren wird. Aber was? Man ahnt es wohl eher, als dass man es weiß. Mit einem regulären Fußballspiel hat es wohl eher nichts zu tun.
Dr. H. Heinemann
mit: Franz Baumgartner, Thomas Bayrle, Irene Bisang, Thomas Böing, Wolfgang Hambrecht, Johannes Hepp, Gunilla Jähnichen, Friederike Jokisch, Katja Juettemann, Marin Kasimir, Patricia Lambertus, Xue Liu, Dieter Mammel, Heidi Riehl, Michael Schaefer, Margund Smolka, Johannes Spehr, Annika van Vugt, Geli von der Schulenburg